Letzte Änderung:
Freitag, 21. November 2014 

Reinhold Zitzelsberger Webmaster

 

25. BGGT  Rotterdam

Sie befinden sich hier:

> Beginn > Gefahrgut > Gefahrgut 2014 > 25. BGGT  Rotterdam

25. Binnenschifffahrts-Gefahrgut-Tage

-Jubiläum mit den Gefahrtgutexperten in Rotterdam-

Von Rheinkilometer 0 in Konstanz sind es 1032 bis zur Mündung östlich von Rotterdam und in Rotterdam fanden die 25.Internationalen Binnenschifffahrts-Gefahrgut-Tage .Das Jubiläum wurde ordentlich bei einer abendlichen Bootsfahrt auf der Maas gefeiert und auch hier gingen die Fachgespräche weiter. Tagsüber wurden Neuerungen des ADN (Übereinkommen über die Gefahrgutbinnenschifffahrt in 18 Staaten Europas) vorgetragen und Problemfelder wie Fluchtwege, Abfallübereinkommen (CDNI) sowie Entgasungsverbote diskutiert.

Die Binnenschifffahrts-Gefahrgut-Tage haben dazu beigetragen, dass alle, die mit dem Transport gefährlicher Güter zu tun hatten, wie Reeder, Verlader, Klassifikationsgesellschaften, Wasserschutzpolizei, usw. zusammen kamen, um gemeinsam über anstehende Sicherheitsfragen zu diskutieren. Das war nicht immer so! So war es in Straßburg bei der Zentralkommission für die Rheinschifffahrt (ZKR) noch in den 90er Jahren üblich, dass das Binnenschifffahrts-Gewerbe nur angehört wurde und die Verlader überhaupt nicht vertreten waren. Das hat sich alles „geändert“ – und das ist auch dem Zusammentreffen aller Beteiligten auf den Binnenschifffahrts-Gefahrgut-Tagen zu verdanken.

Die Idee hierzu hatte Klaus Ridder, früher Bundesverkehrsministerium und Chairman vieler Arbeitsgruppen bei der Wirtschaftskommission für Europa (ECE) und bei der Zentralkommission für die Rheinschifffahrt (ZKR) in Straßburg. Klaus Ridder, der auch die Jubiläumsveranstaltung leitete, wollte alle an der Gefahrgut-Binnenschifffahrt  Beteiligten zusammen bringen und veranstaltete zusammen mit dem ecomed-Verlag (heute Süddeutscher Verlag Veranstaltungen) die ersten Gefahrgut-Tage 1991 in Lahnstein

In Rotterdam wurde über Änderungen des ADN zum 1.Januar 2015 vorgetragen, über Fluchtwege wurde diskutiert, beim Vortrag über Überwachungssystem EBIS wurden die neusten Zahlen über Doppelhüllenschiffe vorgetragen und ein Vertreter des Rotterdamer Hafens erläuterte das Vorgehen des Hafens beim Verbot des Entgasens von Tankschiffen. Interessant auch ein Vortrag über die Abwicklung eines Feuerwerks auf dem Rhein. Bei den vielen Vorträgen war sicher für jeden Teilnehmer etwas dabei!! Einzelheiten zu den Vorträgen werden besonders aufgeführt (s.Kasten)

6.4-Falck-RISC_rzHöhepunkt der Veranstaltung war die Besichtigung der Firma Falck RISC im äußersten Westen von Rotterdam.. Dort wurden „live“ erlebt, wie Gefahrgutunfälle bekämpft werden. Es knallte, zischte und  Feuer war überall  zu sehen. Wie löscht man LNG oder Benzin, was ist beim Brand in einem Maschinenraum zu beachten und welche Auswirkungen kann ein BLEVE haben?  Themen, die während der Besichtigung behandelt und diskutiert und auch vorgeführt wurden.

Es geht auch im nächsten Jahr mit den Binnenschifffahrts Gefahrgut-Tagen weiter – sie sollen in der ersten Oktoberwoche 2015 in Bremen stattfinden.

 

25. Internationale Binnenschifffahrts-Gefahrgut-Tage

-Ein bemerkenswertes Jubiläum-

 

1990 haben wir uns hier in Lahnstein zum ersten Mal getroffen, um über den Transport gefährlicher Güter in der Binnenschifffahrt Erfahrungen auszutauschen. Hauptthema war damals die Konzeption der Doppelhüllenschiffe (heute Typ C). Bekanntlich gab es damals sehr kontroverse Diskussionen über die Einstufung bestimmter Stoffe: Sollten sie oder sollten sie nicht in ein Typ C-Schiff?

Damals gab es harte Fronten zwischen den Verordnungsgebern (die im Interesse des Umweltschutzes möglichst sichere Schiffe haben wollten), den Reedern (die ihre Schiffe unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten einsetzen wollten) und der Industrie (die damals möglichst preisgünstige Beförderungsdienstleistungen haben wollten).

Zwischen diesen drei Gruppen gab es Interessenkonflikte, die teilweise sogar sehr unfair geführt wurden: Die Verlader (Industrie) bestimmte gegenüber den Beförderern (Reeder), welche Schiffe einzusetzen waren und bestimmte insbesondere auch den Preis für die Beförderungsleistung. Die Behörden saßen auf einem „hohen Stuhl“, so traf man sich zwar in Straßburg bei der Zentralkommission für die Rheinschifffahrt (ZKR) zu sogenannten „Anhörungen“, eine Diskussion wurde aber von den Behördenvertreten so gut wie nicht zugelassen. Hier in Straßburg hatten wiederum die Reeder einen Vorteil gegenüber den Verladern, nach altem Schifffahrtsrecht wurden nur die Reeder angehört – die Verlader wurden zu den Sitzungen nicht eingeladen.

Als damaliger Chairman der Arbeitsgruppe „Transport gefährlicher Güter“ (MD/G) hatte ich die Idee, dass man sich ja außerhalb des streng reglementierten Anhörungsverfahrens auch zu einem Erfahrungsaustausch treffen sollte. Zusammen mit dem ecomed Verlag in Landsberg (nunmehr SV-Veranstaltungen) wurden die 1. Internationalen Binnenschifffahrts-Gefahrgut-Tage durchgeführt, sie fanden in Lahnstein südlich von Koblenz – mit Blick auf den Rhein – statt. Und die 1. Binnenschifffahrts-Gefahrgut-Tage waren tatsächlich ein Erfolg! Man traf sich nach den Referaten und auch während der Pausen zu Gesprächen unter Behördenvertretern, Vertreter des Binnenschifffahrtsgewerbes, Vertreter der Polizei und auch der Verlader sowie der Klassifikationsgesellschaften und der Schifffahrtsbehörden und saß auch abends bei einem Gläschen Wein oder Bier noch zusammen. Bei den Gesprächen kam es zum gegenseitigen Verständnis der unterschiedlichen Positionen und man kam sich näher. Der Zweck der Übung war erfüllt!

Zwar war anfangs die Beteiligung nicht so berauschend – aber das änderte sich im Laufe der nächsten Jahre, so dass auch der Veranstalter auf seine Kosten kam.

Man traf sich seit einigen Jahren nicht nur in Lahnstein, sondern auch in Regensburg und Passau an der Donau, in Maastricht an der Maas sowie in Nijmwegen, Bingen, Duisburg, Bad Honnef, Köln, Koblenz, Straßburg, Wesel am Rhein sowie in Hamburg an der Elbe. Aber auch in Münster, am Mittellandkanal gelegen, fand eine Sitzung statt. Rotterdam an der Mündung von Rhein und Maas mit dem bedeutendsten Umschlagplatz zwischen See- und Binnenschiffen wurde als Ort für die Jubiläumsveranstaltung gewählt.

Neben dem fachlichen wurde auch Wert auf Kultur und Geselligkeit gelegt, so fanden regelmäßig am ersten Tag der Gefahrgut-Tage Stadtführungen statt. Man lernte so Kulturen und Baudenkmäler anderer Länder kennen. Aber auch eine Weinprobe beispielsweise in der Nähe von Bingen sorgte für einen geselligen Abend. Aber auch hier wurden die Fachgespräche weitergeführt.

Mittlerweile werden die Internationalen Binnenschifffahrts-Gefahrgut-Tage auch von den Binnenschifffahrtsverbänden in den Niederlanden sowie in Deutschland unterstützt. Hier sei dem Bundesverband der Deutschen Binnenschifffahrt (Herrn Spitzer) sowie dem CBRB herzlich für die Unterstützung gedankt.

6.2-Diskussionen_rzAls Chairman bin ich stolz darauf, dazu beigetragen zu haben, dass die unterschiedlichen Positionen heute auch auf internationaler Ebene, nunmehr bei der UN-ECE in Genf, auf einer fairen Basis verhandelt werden und zu Ergebnissen kommen, die einen hohen Schutz für Umwelt und Menschen entlang der Binnenwasserstraßen bieten.

Ich hoffe, dass auch auf weiteren BInnenschifffahrts-Gefahrgut-Tagen noch viele konstruktive Gespräche geführt und viele fachliche und menschliche Kontakte geknüpft werden.

Klaus Ridder

 

 

Inhalte der Vorträge

Änderungen ADN 2015 Vortrag von Kurt Ackermann (BASF Ludwigshafen)

Das ADN wird turnusgemäß zum 1.1.2015 geändert mit 6monatigen Übergangsregelungen

-Übernahme von Änderungen aus den UN-Modelvorschriften

-Neue Kontrolllisten, getrennt für Stückgut- und Tankschiffe

- Sondervorschriften für Altverpackungen

-Freistellung für bestimmte Steinkohle, Koks und Anthrazitkohle

-Neue Definitionen beispielsweise für Laderaum, Nachlenzsystem, Evakuierungsmittel,

-Inkrafttreten des CDNI-Abfallübereinkommens zum 31.Oktober 2014

Neues von EBIS – Vortrag von Luc Cassan (BASF Antwerpen - B)

Unfälle, insbesondere in der Seeschifffahrt (hier  Untergang der Torrey Canyon 1967 vor der französischen Küste) haben dazu geführt, dass die Verlader eine sicherere Transportdienstleistung haben wollten. Zunächst wurde im Seeverkehr ein internes Überwachungssystem  der Verlader eingeführt Das System aus der Seeschifffahrt wurde 1998 auf die Binnenschifffahrt übertragen, es wurde das European Barge Inspection System (EBIS) gegründet. Die Inspektoren von EBIS kontrollieren im Auftrage der Verlader Binnenschiffe und stellen anhand von Checklisten den Zustand der Schiffe fest .  Die Ergebnisse werden im INTRANET veröffentlicht und so haben Verlader die Möglichkeit, sich über den Zustand der Schiffe zu informieren, wenn sie einen Auftrag erteilen

Bemerkenswert in dem Vortrag auch die Statistik

-2013 wurden insgesamt 1489 Inspektionen durchgeführt

-Es sind 697 Typ C-Schiffe (Doppelhülle) und  124 Typ N-Schiffe (Doppelhülle -geschlossen), 64 Typ N  Schiffe (Doppelhüllen - offen)  sowie 63 Gastanker im Einsatz.

Fluchtwege –Vortrag von Klaas den Braven ( Selbständiger Berater, Papendrecht - NL)

Es gibt neue Vorschriften für Fluchtwege; hier werden Begriffe wie Fluchtboot, Beiboot, Evakuierungsboot, Fluchtweg, Evakuierungsmittel, usw.  definiert.

Kontrovers verlief die Diskussion über die Sinnhaftigkeit der neuen Überlegungen in Bezug auf Fluchtwege (Evakuierungsmittel) im ADN 2015. Grundsätzlich positiv ist die Orientierung der neuen Regelungen an den Gefahren der Ladegüter. Leider weiß die Praxis heute mit den Begriffen wie Evakuierungsboot, Fluchtboot, Zufluchtsort oder Schutzzone recht wenig anzufangen.  Wenn eine 2. feste Landverbindung fehlt, ist wichtig, dass Land- und Schiffsseite miteinander kommunizieren und die Umschlagsanlagen mit ihren Genehmigungsbehörden in Kontakt aufnimmt. Für zwei Jahre kann im Einzelfall vom Stand des ADN 2015 abgewichen werden. Welches Fluchtwegekonzept das „richtige“ ist, kann nur im Einzelfall zwischen den Beteiligten geklärt werden.                       

Klassifizierung in der Binnenschifffahrt – Vortrag von Sabine Schultes (Bayer, Leverkusen)

Binnenschiffe schwimmen auf Trinkwasser, deshalb ist die binnenschifffahrtsspezifische  Klassifizierung von Gefahrgütern erforderlich. Wichtig ist aber auch eine Klassifizierung, die dem Umgangsrecht (hier insbesondere GHS – Global Harmonized System)) angepasst ist. So sind beispielsweise im GHS und im Gefahrgutrecht die Kriterien für umweltgefährdende Stoffe identisch.

Schultes erklärte den Zündpunkt und wies besonders darauf hin, dass in der Binnenschifffahrt Stoffe mit einer Zündtemperatur kleiner als 200 Grad Celsius bei Beförderung in Tankschiffen dem ADN unterworfen sind. Der Grund liegt darin, dass bei einem Freiwerden das Gefahrgut mit heißen Ausrüstungsteilen, z.B. Motorabgassysteme, in Berührung kommen könnte.

Für das richtige Klassifizieren ist chemischer Sachverstand erforderlich:

-Beschäftigen sie gut ausgebildete Mitarbeiter mit naturwissenschaftlichen Hintergrund

-Beachten sie alle Verkehrsträger

-Halten sie regionale Abweichungen im Export ein

-Lernen sie den Unterschied zum Gefahrstoffrecht (GHS)

-Seien sie sich ihrer Verantwortung bewusst

 

 Gefahrguttraining –Vortrag von Gert-Jan Langerak –( Falck RISC, Rotterdam – NL)

Falck ist eine in Skandinavien ansässige Organisation mit Geschäftsaktivitäten in den meisten Teilen Europas sowie auf vier anderen Kontinenten. 

Das Unternehmen ist in vier Geschäftsbereichen tätig: Assistance, Rettungsdienst (Emergency Medical Service), Gesundheitsdienstleistungen (Healthcare) und Ausbildung (Training).

 

Die Aktivitäten von Falck zielen auf die Vermeidung von Unfällen und Vorbeugung von Krankheiten, die Bereitstellung von Hilfeleistung bei Notlagen, Unfällen oder anderen Notsituationen sowie von Diensten, die Menschen nach einer Erkrankung oder einem Unfall helfen sollen, wieder in einen Alltag zurückfinden.

 

Falck ist der größte private Rettungsdienstleister Europas sowie mit Diensten in den Vereinigten Staaten sowie Latainamerika. Falck bietet den Menschen in derzeit vierzehn Ländern Unfall- und Rettungsdienste in enger Zusammenarbeit mit den dortigen Behörden an. Mit seinen Aktivitäten in neun Ländern bildet Falck zudem die größte, privat betriebene Feuerwehr in Europa.

Am zweiten Konferenztag besichtigten die Teilnehmer Falck RISC. Es wurden Übungen vorgeführt.

 

 

1-Maas und Tagungshotel

2,2-Tagungsraum - Verkehr

2

3-Klas den Braven Klaus Ridder

4-Ridder Torte

5-Ackermann

6

6

6

6

6

6

7

7

Bericht BinnenSchGGTage Rotterdam BTUV 003